Das Schulhaus Zentral II zeigt sich heute als ein vielschichtiges Gefüge aus verschiedenen Zeitebenen und überlagerten Farbhaltungen. Eine vollständige Rekonstruktion des ursprünglichen Zustands ist aufgrund lückenhafter Befunde nicht möglich. Ausgehend von den Farbhaltungen der Bauzeit entwickelte ich daher eine neue, zeitgemässe Farbinterpretation, die das Gebäude in seiner Gesamtheit gestalterisch zusammenführt.

Farbtöne aus Le Corbusiers „Solubra 1 Polychromie“ fliessen in die neue Farbpalette der Schulhausräume ein und werden mit dem historischen Kolorit der Bauzeit abgemischt. Dabei folgt die Farbgestaltung der Logik der klassischen Schulhaustypologie: Klassenzimmer als Räume der Ruhe erhalten leise, zurückhaltende Töne - Treppenhäuser als Orte der Bewegung werden farblich lebendig akzentuiert.

Zur Orientierung sind die Treppenhäuser geschossweise farblich differenziert. Warme und kalte Farbtöne wechseln sich rhythmisch ab, wodurch malerische Farbbilder und spannende Durchblicke entstehen. Eine samtene, helle Crèmeweiss-Hauptfarbe zieht sich dabei wie ein verbindendes Band durch alle Räume. Im Zusammenspiel mit den Nachbarsfarben entstehen Kontraste wie Hell-Dunkel, Kalt-Warm oder Bunt-Unbunt.

Im Treppenhaus entsteht ein über die Geschosse gestaffeltes Farbspiel: Das Erdgeschoss empfängt mit warmem Terracotta, im 1. OG folgt ein vergrautes englisches Grün, im 2. OG ein helles Ziegelrot und vom 3. zum 4. OG ein leuchtendes Coelinblau, das auf den darüberliegenden Singsaal verweist.

Die Korridore wirken als ruhige Vermittler zwischen den farbigen Treppenhäusern und den zurückhaltend gestalteten Klassenzimmern. Diese sind ebenfalls in der Hauptfarbe gehalten, ergänzt durch ockerfarbene Holzschränke und ein himmelblaues Rückwandelement, das Weite und Spannung erzeugt.

Im Singsaal wird das Crèmeweiss im Täfer aufgenommen. Hier kehrt sich das übliche Prinzip um: Eine dunkle, tief ultramarinblaue Decke spannt sich wie ein nächtlicher Himmel über einen helleren Boden. Ein Rundstab in gelblichem Sandton schliesst den Täfer dekorativ nach oben ab und verleiht dem Raum eine festliche, faszinierende Atmosphäre.